Chili-Info
Die Erfolgsgeschichte beginnt in Südamerika
Hingegen der nahe liegenden Vermutung, ihr Ursprung könnte in Asien liegen, steckten die Wurzeln der ersten Chilipflanzen in südamerikanischem Boden. Die Ureinwohner Mittel- und Südamerikas haben schon vor über 6.000 Jahren gezielt Chili kultiviert. An unterschiedlichen Orten Südamerikas konnten Archäologen bei zahlreichen Ausgrabungen innerhalb der letzten Jahrzehnte Überreste von gemahlenen Chilischoten auf Mühlsteinen finden und nach eingehenden Analysen ihr hohes Alter nachweisen. Damit sind unsere feurigen Lieblinge eines der ältesten Lebensmittel Amerikas.
Der Ursprung von Chili liegt auf dem Südamerikanischen Kontinent. >>
Es mag heute zwar schwer vorstellbar sein, doch bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts hat nicht ein ungarisches Gulasch oder eine asiatische Reisschüssel eine Chilischote oder Paprika gesehen. Genau wie Tomaten, Mais oder Kartoffeln ist Chili eine Nutzpflanze, die bis dahin ausschließlich in Lateinamerika existierte.
Erst mit den Eroberern aus Europa gelangten die scharfen Schoten und ihr Saatgut in weltweiten Umlauf und sollten sich schon nach wenigen Jahrzehnten vor allem im asiatischen und orientalischen Raum heimisch fühlen.
Eigentlich lautete der Auftrag der „Conquistadores“ aus Spanien ja, einen neuen Seeweg nach Indien zu finden, um unter anderem den wertvollen Pfeffer einfacher und damit kostengünstiger nach Europa verschiffen zu können. Stattdessen wurden in Südamerika jedoch Chilipflanzen und ihre scharfen Früchte entdeckt. Quasi ein ungewollter Teilerfolg, durch den sich der Lauf der kulinarischen Weltgeschichte wandeln sollte. Denn hierdurch wurde schließlich in vielen Teilen der Welt vermehrt Chili anstelle von Pfeffer zum Würzen von Speisen verwendet.
Von Süd- und Mittelamerika aus ging die Reise in den Taschen und Truhen der Seeleute und Händler bis nach Afrika, Asien, den Orient, zurück nach Europa und über Umwege praktisch an jeden von Menschen bewohnten Ort der Welt. Aus wenigen ursprünglichen Arten wurden so im Laufe der Zeit zahlreiche unterschiedliche Sorten kultiviert, weshalb es heute weltweit eine erstaunliche Vielfalt von vielen Tausend Chilisorten gibt.
Für die Verbreitung der Chilipflanzen sorgten neben dem Menschen vor allem Vögel. Da sie immun gegen den scharfen Wirkstoff Capsaicin sind, welcher in den Schoten steckt, gehören die nahrhaften Chilischoten zu den echten Leckerbissen in der Vogelwelt. Nach der Mahlzeit übersteht das Saatgut den Verdauungstrakt der Vögel zum größten Teil unbeschadet und so wächst die nächste Generation oft viele Kilometer von der Mutterpflanze entfernt auf.
Die Erfolgsgeschichte der Chili ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Chilipflanzen im Gegensatz zu vielen anderen Nutzpflanzen in nahezu jedem Klima und auch auf kargen Böden prächtig gedeihen. So konnte Chili auf jedem Kontinent im Laufe der letzten 400 Jahre heimisch werden und ist als Gewürz und Grundnahrungsmittel in vielen Landesküchen weltweit nicht mehr wegzudenken. Weit über die Hälfte der Menschheit nutzt Chili frisch, getrocknet oder in Form von Saucen und Pasten täglich zu sämtlichen Mahlzeiten.
Umso mehr freuen wir uns dabei zu helfen, die Geschichte dieser wunderbaren Frucht weiter zu schreiben und den noch recht weißen Fleck auf der Chili-Weltkarte mitten in Europa rot zu färben.
Chili-Pflanzen wachsen fast überall, auch auf deutschen Balkonen.
Chili und Paprika: Eine Gattung, über 30 Arten und unzählige Sorten
Chili, Chilli, Pfefferoni, Pfefferschoten, Peperoni oder eben Paprika. Die Pflanzengattung Paprika (Capsicum) hat sehr viele im deutschen Sprachraum verwendete Namen. Im Pfefferhaus verwenden wir in den folgenden Texten und bei allen Produktbeschreibungen im Shop weitestgehend die Bezeichnung „Chili“.
Im Mittelalter gab es mit „Beißbeere“ sogar einen äußerst passenden deutschen Namen, der botanisch im Übrigen absolut richtig ist, denn bei Chili-Früchten handelt es sich korrekt ausgedrückt um Beeren. Die auch als Urchili bezeichnete Sorte Chiltepin zeigt das mit ihren kleinen kugligen Früchten sehr gut.
Man unterscheidet innerhalb der Gattung Capsicum zwischen über 30 Arten, von denen heutzutage 5 Arten im größeren Stil kultiviert werden, welche gleichzeitig auch den weit größten Teil aller Chili-Sorten beinhalten: Capsicum annuum, Capsicum baccatum, Capsicum chinese, Capsicum frutescens und Capsicum pubescens.
Chiltepin: Die Mutter aller Chilis
Unglaublich fruchtiges Aroma, das speziell bei getrockneten Schoten an Bonbons erinnert: Lemon Drop Chili.
Eine seit vielen Jahren bestehende und fortlaufend erweiterte Sammlung mit allen momentan klar definierten Chili-Sorten findet sich online in der Chili-Database von Mark McMullan. Hier werden aktuell über 3800 Sorten gelistet: www.thechileman.org
Nimmt man nun alle in der äußerst repräsentativen Chili-Database nicht erfassten und seit vielen Jahren von unzähligen Hobby-Züchtern gekreuzten Sorten, sowie die auf natürlichem Weg entstandenen Mutationen hinzu, schätzen manche Chili-Anzucht-Experten die Menge der aktuell vorhandenen Chili-Sorten auf über 10.000. Für einen besseren Überblick beschreiben wir im Folgenden die fünf wichtigsten Arten etwas genauer und nennen einige bekannte Vertreter der jeweiligen Art.
Die Chili-Art mit der weit größten Verbreitung ist Capsicum annuum. Hierzu zählen sowohl viele milde bis gar nicht scharfe Sorten, beispielsweise unsere gängige Gemüsepaprika oder die besonders in den USA beliebte Sorte Anaheim, aber auch scharfe bis sehr scharfe Chili. Zu nennen wären beispielsweise die über verschiedene Farben abreifenden Bolivian Rainbow und Prairie Fire, der große Klassiker unter den Chili Sorten Cayenne, die Mutter aller Chilis Chiltepin, die mexikanischen Jalapeno, Pasilla und Poblano und der besonders robuste Sibirische Hauspaprika.
Die Art Capsicum baccatum wird auf europäischem Boden im professionellen Stil kaum angebaut, ist dafür im mittel- und südamerikanischen Raum überaus beliebt und findet dort traditionell in zahlreichen Gerichten Verwendung. Typische Vertreter der Gattung Capsicum baccatum sind unter anderem die besonders fruchtigen Sorten Lemon Drop und Aji Amarillo oder Brazilian Starfish.
Habanero Chilis zählen zu der bei allen Chiliheads besonders beliebten Art Capsicum Chinese. Ihre Beliebtheit ist dabei nicht nur auf die meist im oberen Bereich liegende Schärfe, sondern auch auf den charakteristischen und in den meisten Fällen herrlich fruchtigen Geschmack zurückzuführen. Die aktuell schärfsten Chilisorten der Welt können allesamt dieser Art zugeordnet werden: Carolina Reaper, Trinidad Moruga Scorpion, 7 Pot Douglah, Trinidad Scorpion Butch T, Komodo Dragon, Naga Viper, 7 Pot Barrackpore, Bhut Jolokia, Red Savina Habanero und Scotch Bonnet.
Die wahrscheinlich bekannteste Chili-Sauce der Welt, wird aus der gleichnamigen Chili-Sorte Tabasco hergestellt, welche damit auch die berühmteste Vertreterin der Art Capsicum frutescens ist.
Außerdem gehören einige Arten Thai Chili, sowie Birds Eye und Piri Piri Chili in diese botanische Gruppe. Diesen Sorten ist weitgehend gemein, dass die Pflanzen mit bis zu drei Metern Höhe äußerst hoch wachsen können, sehr ertragreich sind und ihre Früchte meist nach oben wachsen.
Diverse Sorten frische Chili auf dem Chili & Barbecue Festival in Hannover
Zu guter Letzt haben wir dann noch die Art Capsicum pubescens, welche eher wenige Sorten aufzuweisen hat. Die bekanntesten Vertreter darunter sind die Rocotos. Rocoto-Chilis haben die Besonderheit, dass sie ein besonders festes Fruchtfleisch haben und sich in den Früchten schwarzes Saatgut befindet. Die Pflanzen selber weisen ebenfalls ein paar Besonderheiten auf. So haben Rocoto-Pflanzen meist lilafarbene Blüten, einen eher baumartigen Wuchs und äußerst dunkle und mit feinen Haaren besetzte Blätter.
Chili ist Genuss und Medizin – die Wirkung auf den menschlichen Körper
Schon die Azteken wussten um die heilende Kraft dieser wundersamen Beeren und nutzten Chilischoten nicht nur zum Würzen und Schärfen. Sie dienten auch zum Konservieren der Nahrung und spielten eine Rolle bei rituellen Handlungen. Die positive Wirkung von Chili auf den menschlichen Organismus findet mittlerweile nicht nur in der traditionellen chinesischen Medizin und im indischen Ayurveda Anwendung, auch die westliche Medizin nutzt den Wirkstoff Capsaicin für verschiedene Medikamente und Kosmetika.
Das wohl berühmteste Beispiel für ein medizinisches Chili-Produkt ist sicherlich das ABC-Pflaster. Das „C“ steht für den aus Cayennepfeffer extrahierten Wirkstoff Capsaicin. „A“ und „B“ stehen für die Wirkstoffe Arnika und Belladonna, auf welche aber schon seit längerem verzichtet wird. Ganz allein Chili sorgt für den durchblutungsfördernden und schmerzlindernden Effekt.
In den Früchten von sämtlichen Chili-Pflanzen ist in mehr oder weniger starker Konzentration das Alkaloid Capsaicin enthalten. Genauer gesagt sind es bis zu 7 verwandte Substanzen, sogenannte „Capsaicinoide“, welche gemeinsam wirken und für den außergewöhnlichen Effekt verantwortlich sind, den der Biss in eine Chilischote haben kann. Um die Sache zu vereinfachen sprechen wir im Weiteren von „Capsaicin“.
Egal ob frisch, getrocknet oder als Sauce - Chili essen ist gesund!
Der Wirkstoff Capsaicin spricht die Schmerzrezeptoren der Schleimhäute an, welche Teil des „Trigeminalen Nervensystems“ sind. Dieses Frühwarnsystem des Menschen befindet sich unter anderem auf der Zunge, im gesamten Mund- und Gesichtsraum und im Verdauungstrakt. Es steht mit dem Geruchssinn, dem Geschmackssinn, sowie der Hitze- und Kälte-Wahrnehmung des Menschen in Verbindung. Über die genauen Zusammenhänge zwischen diesen elementaren menschlichen Empfindungen ist sich die Wissenschaft bislang noch nicht wirklich einig geworden. Die Wirkung von Chili übt in jedem Fall einen Einfluss auf alle vier Bereiche aus.
Die Hauptaufgabe des Trigeminalen Nervensystems besteht darin, uns vor Gefahren zu schützen, indem es eine körperliche Reaktion auslöst, sobald es durch bestimmten Stoffe gereizt wird. Der Konsum von Chili löst beispielsweise die unterschiedlichsten Reaktionen bei uns aus: Ein Schweißausbruch, die Nase läuft, Niesen, die Augen tränen, Husten, Schluckauf, stärkere Durchblutung, usw. Unser Körper startet eine Entgiftung und gibt uns durch die zusätzliche Ausschüttung von Endorphinen, körpereigenen Glückshormonen, auch noch einen extra Kick. Aus diesem Grund wird die Verwunderung über besonders scharfes Essen in der Regel auch mit einem Lächeln im Gesicht verkündet und die Gewöhnung an Schärfe geht oftmals mit einer Art Sucht nach scharfem Essen einher.
Sämtliche genannten Reaktionen des Körpers sind gleichzeitig ein wichtiger Grund, warum Chili pauschal gesagt sehr gesund ist. Diese Entgiftung schützt uns vor Bakterien und Umweltgiften, der Stoffwechsel wird angeregt und ganz nebenbei versorgt uns Chili mit wichtigen Vitaminen. Deshalb hat sich der Konsum von Chili in allen tropischen und subtropischen Regionen der Welt, in denen ein eher bakterienfreundliches Milieu herrscht, auch etabliert. Ein großer Teil der Bevölkerung in diesen Regionen lebt meist in sehr einfachen oder ärmlichen Verhältnissen. Es gibt keine umfassende gesundheitliche Versorgung und man lebt ohne Kühlschrank und unsere westlichen Hygienestandards täglich von der Hand in den Mund. Hier ist Chili mit seinem hohen Vitamin-Gehalt, der antibakteriellen und den stoffwechselanregenden Wirkung und vielen weiteren positiven Eigenschaften die Medizin des kleinen Mannes.
Um an dieser Stelle direkt mit einem Vorurteil aufzuräumen: Langfristig hat der Verzehr von scharfen Speisen keinen nachgewiesenen negativen Effekt auf unsere Geschmackswahrnehmung! Ganz im Gegenteil: Der Geschmack einer Speise kann durch die richtige individuelle Dosis Chili sogar intensiviert werden. Unsere Zunge wird stärker durchblutet und arbeitet sozusagen auf Hochtouren. Darüber hinaus kommt es zu einem erhöhten Speichelfluss, wodurch wir insgesamt „mehr schmecken“ - natürlich nur, wenn wir uns bereits an scharfes Essen gewöhnt haben und uns die Schärfe der verabreichten Dosis Chili nicht stark überfordert!
Eine exakte medizinische Beschreibung aller positiven Effekte von Chili auf den menschlichen Körper würden den Rahmen dieses Textes sprengen. Die folgenden Stichpunkte geben jedoch einen ganz guten Überblick über die wissenschaftliche Sachlage zum Thema:
- Chili liefert reichlich Vitamine – doppelt so viel Vitamin C wie Zitronen und die Vitamine A, B1, B2, B3 und E.
- Chili verbessert die Aufnahme von Mineralien – liefert nicht nur Eisen, Kalium, Calcium, Magnesium, Phosphor und Zink sondern sorgt auch für eine bessere Verstoffwechslung aller weiteren Mineralien, die wir zu uns nehmen.
- Chili lindert Schmerzen – dies gilt nicht nur für die äußerliche Anwendung bei Muskelschmerzen sondern z. B. auch bei Nervenschmerzen, Rheuma, Arthrose und Asthma.
- Chili konserviert – die antibakterielle Wirkung von Chili wirkt schon außerhalb unseres Körpers und macht rohe und gekochte Speisen länger haltbar.
- Chili schützt vor Infektionen – die stark angeregte Magensaftproduktion macht bereits im Magen befindlichen Bakterien und Pilzen das Leben schwer.
- Chili hilft bei Magenbeschwerden und beugt Magen-Darm-Infektionen vor – Capsaicin ist in der Lage die Schleimhäute zu schützen und hilft unter anderem bei der Behandlung von Magengeschwüren und Gastritis.
- Chili hilft bei Migräne – auch das Gehirn wird bei Chili-Konsum besser durchblutet und dank der geweiteten Gefäße lässt der Kopfschmerz oftmals zügig nach.
- Chili schützt die Zähne – durch den erhöhten Speichelfluss angeregt, werden der Mundraum und die Zähne gründlicher von Nahrungsresten befreit und gereinigt.
- Chili hilft bei Erkältungen – durch die schleimlösende Wirkung und den hohen Vitamingehalt.
- Chili senkt das Herzinfarkt-Risiko – durch den positiven Einfluss auf die Cholesterinwerte verbessert sich der Blutfluss zu den Organen.
- Chili hilft beim Abnehmen – durch den aufgeheizten Stoffwechsel verbrennt der Körper deutlich mehr Kalorien.
- Chili senkt das Krebsrisiko – die enthaltenen Antioxidantien gehen wirken aktiv gegen krebserregende Giftstoffe im Körper, ohne den gesunden Zellen zu schaden.
- Chili macht glücklich – der empfundene Schmerz nach Chili-Konsum lässt den Körper Endorphine ausschütten und wir fühlen uns gut.
- Chili sorgt für die Stärkung der Abwehrkräfte und des Immunsystems, regt den Kreislauf an und verbessert unser Wohlbefinden – durch alle oben genannten Effekte zusammen.
Um direkt eines vorwegzunehmen: Die Existenz der in einigen Online-Artikeln und Zeitungsberichten genannten „Dragon Breath Chili“ eines Chili Züchters aus England, mit angeblichen 2,48 Millionen Scoville Units, ist durch keine vertrauenswürdige Quelle je bestätigt worden. Weshalb wir davon ausgehen, dass es sich hierbei um einen reinen Marketing-Gag handelt. Der offizielle Rekordhalter ist nach wie vor die berüchtigte Carolina Reaper Chili. Ihre Schärfe wurde im November 2013 vom renommierten und in der Chili-Welt absolut anerkannten „Chili Pepper Institute der New Mexico State University“ gemessen.
Neben dieser und all den weiter unten aufgeführten Chili-Sorten, gibt es unzählige Varianten jeder einzelnen Sorte und laufend gibt es neue Mutationen und Kreuzungen von Profis und Hobby-Züchtern, die sich sicherlich in die folgende Reihe der Super-Chilis einsortieren ließen. Es würde aber zu weit führen, dies im Detail zu beschreiben.
Frische Carolina Reaper Chili mit bis zu 2.200.000 Scoville Units.
Folgend also (ohne Gewähr auf 100 %ige Vollständigkeit) die von uns recherchierten 10 schärfsten Chilisorten der Welt (Stand 2020):
- Carolina Reaper Maximale Schärfe: ca. 2,2 Millionen Scoville Units
- Trinidad Moruga Scorpion Maximale Schärfe: ca. 2,09 Millionen Scoville Units
- 7 Pot Douglah Maximale Schärfe: ca. 1,85 Millionen Scoville Units
- Trinidad Scorpion Butch T Maximale Schärfe: ca. 1,5 Millionen Scoville Units
- Komodo Dragon Maximale Schärfe: ca. 1,4 Millionen Scoville Units
- Naga Viper Maximale Schärfe: ca. 1,38 Millionen Scoville Units
- 7 Pot Barrackpore Maximale Schärfe: ca. 1,20 Millionen Scoville Units
- Bhut Jolokia Maximale Schärfe: ca. 1,04 Millionen Scoville Units
- Red Savina Habanero Maximale Schärfe: ca. 500.000 Scoville Units
- Scotch Bonnet Maximale Schärfe: ca. 350.000 Scoville Units
Die Antwort in Kürze: Die Maßeinheit SCU bezieht sich auf das Verhältnis der Flüssigkeit Wasser zum Wirkstoff Capsaicin. Die Frage lautet: Wie viele Teile Wasser muss ich mit einem Chili-Produkt vermischen, um eine neutral schmeckende Mixtur herzustellen? Wenn man z. B. 1 ml reines Capsaicin mit einem Wert von ca. 16.000.000 Scoville Units mit Wasser neutralisieren möchte, benötigt man erstaunliche 16.000.000 ml Wasser. Für 1 ml einer klassischen Chili Sauce mit z. B. 5.000 Scoville Units sind dagegen nur 5.000 ml Wasser nötig.
Nun das Ganze noch einmal im Detail: Der Namensgeber der wissenschaftlichen Schärfe Einheit „Scoville Units“ ist der amerikanische Pharmakologe Wilbour L. Scoville (1865 – 1942). Er entwickelte im Jahr 1912 eine Methode zur Bestimmung des Capsaicin-Gehaltes von Chilischoten und veröffentlichte seine Studie kurze Zeit darauf in dem bekannten Wissenschaftsmagazin „The Journal of the American Pharmacists Association“.
Wie es die Art eines ordentlichen Wissenschaftlers ist, begann Herr Scoville zunächst damit, in zahlreichen Versuchsreihen Daten zu sammeln. Seine Vorgehensweise war erstaunlich simpel. Sie beruhte allein auf „Verdünnen und Verkosten“. Eine Reihe menschlicher Versuchskaninchen probierte über einen längeren Zeitraum mit Wasser verdünnte Lösungen eines „chilihaltigen“ Stoffes. Aus den Aussagen der Versuchspersonen konnte schließlich abgeleitet werden, ab welchem Grad der Verdünnung der Großteil von ihnen keine Schärfe mehr verspürte. Dieser Punkt bestimmte die Einordnung des Stoffes auf der Scoville Skala, von 0 SCU bis 16.000.000 SCU.
Die Bestimmung des Schärfegrades auf diese Art und Weise war nicht nur zeitaufwendig, sondern auch relativ ungenau, da die Wirkung von Capsaicin bei jedem Menschen sehr unterschiedlich ist. Individuelle Essgewohnheiten, genetische Faktoren, der persönliche Trainingsstand in Sachen Schärfe und eine gewissen „Tageslaune“ haben einen deutlichen Einfluss auf die Wahrnehmung von Schärfe. Wie scharf etwas ist, ist also sehr relativ!
Richtlinien, die Ergebnisse verschiedener Institute und Labore sind somit nicht wirklich. Heutzutage müssen für die Bestimmung der Scoville Units keine Probanden mehr gequält werden - es sei denn, sie bestehen auf einen Selbstversuch. Mittlerweile kann mit Hilfe des „Hochleistungs-Flüssigchromatographie-Tests“ der Capsaicin-Gehalt in einem Labor relativ genau bestimmt werden. Dieses moderne Analyseverfahren folgt jedoch keinen festgeschriebenen vergleichbar. Angaben der Hersteller zu den Scoville-Werten einzelner Produkte sind also mit Vorsicht zu genießen. Einigen Herstellern wird sogar nachgesagt, bei der Angabe der Scoville Units absichtlich zu übertreiben, da sich besonders scharfe Hot Sauces so besser verkaufen lassen.
Kurz und rein wissenschaftlich gesagt: Ein Alkaloid namens Capsaicin verleiht Chilischoten ihre Schärfe. Der Capsaicin-Gehalt ist je nach Chilisorte natürlich äußerst unterschiedlich und in den Früchten ist das Capsaicin auch nicht gleichmäßig verteilt.
Die Chilisorte Trinidad Scorpion hat bis zu 2.090.000 Scoville Units.
Ein großer Irrtum ist, dass die Samen das Schärfste einer Chilischote sind. Tatsächlich enthalten die Samen selbst jedoch kaum Capsaicin. Der schärfste Teil der Frucht liegt jedoch direkt daneben: Die sogenannte Plazenta. Das weiße Gewebe, an welchem die Samen sitzen, enthält bis zu 95 % des in der ganzen Frucht vorhandenen Capsaicins. Durch die unmittelbare Nähe zueinander kommt es jedoch vor, dass ein Teil der Schärfe „äußerlich“ von der Plazenta auf die Samen übergeht. Gleichzeitig bleiben die Samen sehr gerne im Inneren des Rachens kleben und sorgen so für einen unangenehmen Hustenreiz. Neben der Plazenta sitzt die Schärfe auch im gesamten Fruchtkörper, hier wiederum verstärkt in den hellen Scheidewänden.
Am unteren Ende der Schärfeskala finden wir unsere Gemüsepaprika aus dem Supermarkt, ganz ohne Schärfe. Am obersten Ende steht aktuell die unglaublich scharfe Sorte Carolina Reaper. Sie ist unter anderem deshalb so scharf, weil ihre äußerst faltige Haut zusätzlichen Raum für den Schärfestoff Capsaicin bietet.
Wie ein Forschungsprojekt der Hochschule Fulda im Jahr 2014 gezeigt hat, ist das ultimative Löschmittel für Schärfe eine Kombination aus Toastbrot und Mascarpone. Warum? Der italienische Frischkäse hat meist einen Fettanteil von etwa 80 % und das für die Schärfe von Chili verantwortliche Capsaicin ist fettlöslich. Gleichzeitig ist Mascarpone ein Milchprodukt und in Milchprodukten findet sich ein Protein namens Casein, welches in der Lage ist, das Capsaicin-Molekül aufzuspalten und damit zu neutralisieren. Es dockt so nicht mehr an die zahlreichen im Mund befindlichen Schmerzrezeptoren an. Zusätzlich wirkt Toastbrot wie ein Schwamm und transportiert die Schärfe von der Zunge und aus dem Mundraum in den Magen.
Grundsätzlich kann man sagen, dass sämtliche Milchprodukte mit möglichst hohem Fettanteil sehr gut gegen die Schärfe im Mund wirken. Am besten gekühlt aus dem Kühlschrank, denn die Schärfe-Empfindung ist nahezu gleich zu setzen mit einer Art Verbrennung und da ist es natürlich gut, die Temperatur zu senken. Ein Schluck kalte Milch oder ein Löffel Joghurt beruhigen also ebenfalls die gereizten Schleimhäute im Mund und nehmen etwas von dem brennenden Gefühl weg. Gerne empfohlen werden auch fettiger Käse oder Eis, aber auch Schokolade und Erdnussbutter können helfen. Im Notfall kann man auch mit einem großen Schluck Öl den Mund ausspülen.
Neben allen fettigen und milchigen Möglichkeiten wird in einigen asiatischen Ländern auf weißen Reis geschworen, im arabischen Raum wird gerne mit Limette oder Zitrone für Erleichterung gesorgt und in Mexiko kommen traditionell mit Honig gesüßte Nachspeisen zum Einsatz. Stärke, Zucker und Säure scheinen also auch gut zu tun, wenn es brennt.
Da Capsaicin außerdem Alkohol löslich ist, muss an letzter Stelle auch noch die Möglichkeit genannt werden, mit einem „Kurzen“ oder einem gepflegten Bierchen gegen das Brennen im Mund zu arbeiten.
Wasser ist im allerersten Moment vielleicht schön abkühlend, aber in jedem Fall keine wirkliche Lösung und verteilt die Schärfe letztlich nur noch weiter im Mund, wodurch alles noch schlimmer wird. Heiße Getränke würden die Schärfe Empfindung sogar direkt verstärken und sollten deshalb auch vermieden werden.
Die Lösungsansätze für dieses Problem hängen natürlich stark von dem Grad der „Überschärfung“ ab. Ist das Gericht wirklich „ungenießbar scharf“ gekocht worden, bleibt als einzige Lösung, noch einmal deutlich mehr zu kochen und damit das Gericht zu strecken. Natürlich ohne Chili darin zu verarbeiten!
Falls nur „etwas zu scharf“ abgeschmeckt wurde, gibt es die Option das Ganze mit fettigen und neutralisierenden Produkten wie zum Beispiel Sahne oder Kokosmilch etwas großzügiger abzuschmecken. Das Fett in diesen Produkten bindet den Schärfestoff Capsaicin und macht die Schärfe etwas erträglicher. Des Weiteren kann man auch an den süßen, salzigen und sauren Komponenten in dem Gericht arbeiten, um so den Schärfeeindruck etwas zu neutralisieren. Süße Zutaten wären neben Honig, Zucker oder Sirup zum Beispiel auch Zwiebeln und Karotten. Als saure Zutaten könnte man den Saft von Zitrusfrüchten, Tomaten oder Wein nehmen. Die sauren Lebensmittel haben darüber hinaus den Effekt, dass sie den pH-Wert senken und dadurch das im Fett des Gerichtes gelöste Capsaicin ein wenig neutralisieren. Eine ganz einfache Lösung wäre außerdem, zusätzlich noch etwas Weißbrot zu servieren oder ganz einfach die Menge der Beilagen zu erhöhen.
Für die Zukunft sollte man sich einfach merken, unbekannte Chili-Produkte, getrocknete Chili oder Chilipulver zunächst minimal zu probieren, um den Effekt besser einschätzen zu können. Frischen Chilis kann man die Schärfe ein Stück weit nehmen, wenn man alle weißen Stellen und den Bereich um die Kerne großzügig entfernt, hier sitzt nämlich der Großteil der Schärfe der Chilischoten. Wir wünschen weiterhin guten Appetit!
Das sicherlich beliebteste Vorurteil scharfem Essen gegenüber ist, dass zu viel Schärfe die Geschmacksknospen abtötet. Wer sich in unseren Breitengrade daran gewöhnt hat etwas schärfer als gewöhnlich zu essen, kennt diesen Vorwurf mit Sicherheit und muss sich immer wieder für seine Freude an scharfem Essen verteidigen. Wichtig dabei ist, dass der Vorwurf meist lautet: „Du“ schmeckst doch gar nichts mehr! Der kleine aber feine Fehler der dabei gemacht wird ist, von seinem eigenen Geschmacks- und Schärfeempfinden auf sein Gegenüber zu schließen. Würde man einfach nur sagen: Bei dieser Schärfe schmecke „ich“ nichts mehr, gäbe es gar keinen Grund für Diskussionen, denn diese Aussage ist sicherlich richtig. Das Empfinden von Schärfe ist nämlich sehr individuell und verändert sich beim regelmäßigen Kontakt mit Chili. Weshalb es sehr gut sein kann, dass man sogar der einzige am Tisch ist, der gerade ein Schärfeproblem im Mund verspürt, während für sämtliche Tischnachbarn alles optimal gewürzt ist.
Faktisch ist das brennende Gefühl, das Chili auf der Zunge hinterlässt nur eine Illusion. Dem Körper wird ein Mischung aus Hitze und Schmerz auf der Zunge simuliert. Bedeutet, wenn sich die gesamte Zunge nach zu scharfem Essen taub anfühlt und schmerzt, ist das Empfinden der feineren Geschmäcker lediglich überlagert und man ist quasi abgelenkt vom Geschmack. Medizinisch betrachtet hinterlässt Chili in jedem Fall keine keine langfristigen Gewebeschäden im Mund und auf der Zunge.
Für Außenstehende kaum vorstellbar, aber die reine Wahrheit: Ein geübter Chili-Freund schmeckt alles, was die anderen auch schmecken, mitunter sogar noch etwas intensiver!
Warum? Durch regelmäßigen Chili-Konsum baut der menschliche Körper nach und nach eine Toleranz gegenüber der Schärfe auf. Der Stress und das Schmerzgefühl nimmt über die Zeit also ab und die Dosis an Chili lässt sich immer weiter erhöhen.
Gleichzeitig reagiert der Körper schon bei kleinen Mengen Chili mit einem leicht erhöhten Speichelfluss und einer verstärkten Durchblutung des Mundraumes. Die vermehrte Speichelproduktion und der stärker durchblutete Mundraum inklusive der Zunge, sorgen nun dafür, dass die Geschmackswahrnehmung sogar besonders gut funktioniert, aber natürlich immer nur, solange das Level an Schärfe im Bereich der vorher erfolgten Gewöhnung liegt.
Den selben Effekt hat im Übrigen schon Pfeffer in unserem Mund und nun würde ja niemand behaupten wollen, dass etwas Pfeffer schlecht für den Geschmack wäre, nicht wahr?
Diese Verkettung von Schärfe, Toleranzentwicklung, stärkerer Durchblutung, erhöhter Speichelfluss, intensivierter Geschmackswahrnehmung kann nun über einen längeren Zeitraum in ungeahntem Maße „trainiert“ werden, sodass es Menschen gibt, die sich eine ganze Hand voll scharfer Chilis über ihren Teller Spagetti Bolognese schnippeln und ihr Essen ohne jeglichen Stress genießen.
Bei der Verwendung von frischen oder getrockneten Chilis, werden dem Gericht keine messbaren Kalorien hinzugefügt. Gleichzeitig wird der Stoffwechsel massiv angekurbelt, wodurch mehr Energie verbraucht wird. Da die Mengen an Fett, Kohlenhydraten und Eiweiß, die mit einer durchschnittlichen Dosis Chili-Sauce konsumiert werden, ebenfalls unbedeutend sind, gilt für die Verwendung von Chili-Saucen dasselbe. Dies bedeutet, dass man guten Gewissens mit Chili und Chili-Produkten würzen darf, ohne den Brennwert messbar zu erhöhen.
Die Antwort lautet also: Je mehr Chili und Chili-Saucen man verwendet, desto mehr Bewegung kommt in unseren Körper, wodurch schlicht und einfach mehr Kalorien verbrannt werden. Was für eine großartige Möglichkeit, Gewicht zu verlieren!
Möchte man sich die Chili Medizin Zuhause selber anbauen, ist das mit einfachen Mitteln auch hierzulande möglich.
Mit dem Wirkstoff Capsaicin schützten sich Chilipflanzen erfolgreich vor Fressfeinden. Ihre Früchte sind dadurch für fast alle Säugetiere ungenießbar. Nur wenige Lebewesen neben uns Menschen konsumieren Chilischoten freiwillig. Vögel zum Beispiel sind immun gegen den Wirkstoff Capsaicin und können Chilischoten verspeisen. Ein Nebeneffekt ihres Appetits ist die Verbreitung des Saatguts der Pflanzen über ihre Ausscheidungen. So transportieren sie die unverdauten Samen über größere Distanzen hinweg in entfernte Regionen und dienen damit der Arterhaltung der Chilipflanzen.
Ja, nach einer gewissen Eingewöhnungsphase macht Chili tatsächlich in gewissem Maß süchtig. Wobei es sich um eine ziemlich gesunde Sucht handelt, denn unser Körper profitiert vom Chilikonsum.
Das durch den Schärfestoff Capsaicin ausgelöste brennende Gefühl im Mund wird als die Botschaft “Schmerz” über ein spezielles Nervensystem an das Gehirn sendet. Der Körper verteidigt sich daraufhin gegen diesen vermeintlichen Angriff auf das Immunsystem, indem er Endorphine ausschüttet, natürliche Schmerzmittel. Bei intensivem Konsum von Chili wird diese Reaktion des Körpers immer intensiver und kann ein wahres Hochgefühl auslösen, welches auf Englisch sogar als „Pepper High“ bezeichnet wird. Ähnlich dem sogenannten „Runners High”, welches bei Marathonläufern nach einigen Kilometern Wegstrecke einsetzt.
Selbst Menschen, die keine Gewöhnung an Schärfe haben, zeigen meist sehr gut den aufheiternden Effekt von Chili, da sie bei zu viel Schärfe im Essen in der Regel anfangen zu lachen und sichtlich aufgeregter sind. Wer sich nun an diesen Effekt gewöhnt und ihn immer wieder sucht und in vielen Fällen steigern möchte, ist sozusagen süchtig nach Chili.
Zum Glück kann man sagen, dass die Sucht nach Chili in den allermeisten Fällen keinerlei negative Folgen mit sich bringt. Ganz im Gegenteil, die vielen gesunden und mittlerweile wissenschaftlich vielfältig erforschten Effekte von scharfem Essen im individuell richtigen Maß sind etwas sehr Positives.